12.05.2015rss_feed

Faktencheck: Tierwohl in der Massentierhaltung

Der Begriff Massentierhaltung wird von Tierschutzverbänden und den Medien häufig mit Missständen in der Tierhaltung gleichgesetzt. Nach der Formel kleine Betriebe sind gut und große sind schlecht dient die Tierzahl oft als Bewertungsmaß. Dieser Ansatz greift allerdings zu kurz: Ob sich das einzelne Tier wohlfühlt, hängt nicht von der Größe des Tierbestandes ab – sondern von den Haltungsbedingungen im Stall und der Betreuung durch den Landwirt. In der Realität sind Tierschutz und große Bestände kein Widerspruch. Im Gegensatz zu allen anderen Wirtschaftsbereichen wird ein betriebliches Wachstum in der Tierhaltung oft negativ bewertet – dabei sichern Investitionen in die moderne Tierhaltung nicht nur eine Verbesserung des Tierschutzes und unsere Ernährung, sie haben auch maßgeblichen Anteil am Wohlstand unseres Landes.

Fakten:

Die Verbraucher haben kein Bild von der modernen Tierhaltung

Bei einer Verbraucherumfrage durch das Thünen-Institut zeigte sich, dass vielfach immer noch idealisierte und veraltete Bilder einer vielfältigen, klein strukturierten Landwirtschaft in den Köpfen der Bürger vorherrschen. Kleine Betriebe waren bei den Befragten oft gleichbedeutend mit idyllischem und traditionsverbundenem Bauerntum. Die Studie stellte eine überwiegend ablehnende oder kritische Haltung zum Agrarstrukturwandel fest. Die Wunschvorstellung nach einem einfachen Bauerntum einerseits und die tatsächliche Entwicklung der Betriebe andererseits lassen eine wachsende Kluft zur landwirtschaftlichen Realität entstehen. Viele Verbraucher sind verunsichert, weil sie die Landwirtschaft aus ihrem eigenen Lebensumfeld nicht mehr kennen.

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Die heutige Tierhaltung steht vor großen Herausforderungen

Mit der wachsenden Weltbevölkerung steigt auch die Nachfrage nach tierischen Lebensmitteln. Für die Nutztierhaltung ergeben sich hieraus neue Herausforderungen. Berechnungen der Food and Agriculture Organization (FAO) sagen für 2030 eine weltweite Fleischproduktion von 350 Mio. t voraus. Als wichtiger Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber im ländlichen Raum leistet die deutsche Tierhaltung mit den vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen ihren Beitrag hierzu. Wie alle anderen Wirtschaftsbereiche erfolgt auch die Nutztierhaltung nach ökonomischen Grundsätzen. Die Landwirte müssen sich im internationalen Wettbewerb erfolgreich behaupten. Oft konkurrieren sie dabei mit Ländern, in denen – nicht zuletzt aufgrund geringerer Auflagen – deutlich günstiger produziert werden kann. Die Grundvoraussetzung für ihren wirtschaftlichen Erfolg sind gesunde Tiere, denen es gut geht und die hochwertige Lebensmittel liefern. Die deutschen Verbraucher fordern höchste Maßstäbe für die Lebensmittelsicherheit, -qualität und -vielfalt, bei gleichzeitiger Umweltschonung, hohen Tierschutzstandards und niedrigen Verbraucherpreisen.

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Intensivierung und Spezialisierung Tierhaltung

Die Tierhaltung unterliegt seit Jahrzehnten einem tiefgreifenden Strukturwandel: Die Zahl der Betriebe sinkt: Jährlich scheiden etwa 5–10 % der Landwirte aus. Gründe dafür sind u.a. Kostensteigerungen, erhöhte gesetzliche Auflagen und fehlende Hofnachfolger. Die verbleibenden Betriebe wachsen dementsprechend und das müssen sie auch, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Eine Betriebsvergrößerung führt zu einer besseren Auslastung der Produktionsfaktoren und erlaubt den Einsatz moderner Maschinen und Verfahren. Um beispielsweise eine Arbeitskraft finanzieren und auslasten zu können, muss ein Landwirt 200 – 300 Sauen oder 2000 – 3000 Mastschweine halten. Um Urlaub, Freizeit- und Krankheitstage abzusichern, wird eine zweite Arbeitskraft benötigt, die meist über eine höhere Tierzahl finanziert werden muss. Im Zuge der Intensivierung haben sich die Betriebe oftmals auch spezialisiert – z.B. auf die Sauenhaltung, Ferkelaufzucht oder Schweinemast. Diese Spezialisierung resultiert u.a. aus sehr unterschiedlichen Anforderungen der Tiere an ihre Haltung sowie aus gesundheitlichen und hygienischen Vorteilen für den Bestand. Die Landwirte haben die fachlichen Spezialkenntnisse erworben und praktischen Erfahrungen für die optimale Betreuung und Haltung der jeweiligen Tiere. Nutznießer des Wandels in der Landwirtschaft sind vor allem die Verbraucher: Sie bezahlen für das große Angebot an hochwertigen Lebensmitteln immer weniger. Für 1 kg Schweinekotelett war 1970 noch der Arbeitsaufwand von 96 Min. erforderlich, 2010 nur noch 22 Minuten. Des Weiteren können große Bestände auch zusätzliche Maßnahmen für die Umwelt besser umsetzen.

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Moderne Ställe sind ein Fortschritt für Tierschutz und Tierwohl

Den Nutztieren geht es heute besser als früher. Zur Kosteneinsparung sowie zur Verbesserung des Tierschutzes und der Arbeitseffizienz werden alten Ställe modernisiert oder nicht weitergenutzt. Nach wissenschaftlichem Erkenntnisstand werden moderne, neue Ställe gebaut, die sowohl den Tieren als auch den Haltern bessere Bedingungen bieten. Neue Sauenställe werden heute meist für 300 bis 400 Sauen geplant und Mastställe für 2.000 bis 3.000 Schweine. Diese modernen Ställe bieten im Vergleich zur vermeintlich guten alten Zeit viel bessere Haltungsbedingungen z.B. in Bezug auf Platz, Licht, Hygiene, Stallklima und Fütterung. Technische Neuerungen, wie Tieridentifikationssysteme, Fütterungssysteme, Entmistungsanlagen und Klimacomputer erleichtern den Landwirten die ehemals schweren körperlichen Arbeiten. So haben sie mehr Zeit, Gesundheitszustand, Verhalten und Leistung ihrer Tiere zu beobachten und bei Problemen sofort zu reagieren. Tiergesundheitsindikatoren zeigen, dass sich das Tierwohl im Zuge der Modernisierung und der tierärztlichen Betreuung stetig verbessert.

Umfangreiche gesetzliche Rahmenbedingungen in der Schweinehaltung
Tierschutzgesetz, Schweinehaltungs-Verordnung (VO), Schlacht-VO; Tiergesundheitsgesetz, Tiertransport-VO, Viehverkehrs-VO, Schweinehaltungshygiene-VO, Tierkörperbeseitigungsgesetz, Arzneimittelgesetz Futtermittelrecht Immissionsschutzgesetz, Gesetz zur Umweltverträglichkeitsprüfung, Düngegesetz-, Steuerrecht, Baurecht u. a m.

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Die strengen gesetzlichen Vorschriften gelten für jedes einzelne Tier

In der EU sowie in Deutschland gibt es umfangreiche und im weltweiten Vergleich sehr strenge gesetzliche Vorschriften für die Haltung, den Transport und die Schlachtung von Nutztieren. Die Vorschriften werden regelmäßig an die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse angepasst. Sie zielen darauf ab, dass die Tiere ihren Bedürfnissen entsprechend gehalten und Leid sowie Umweltbelastungen vermieden werden. So ist z.B. vorgeschrieben, wie viel Bewegungsmöglichkeiten ein Tier mindestens haben muss, wie die Licht- und Temperaturverhältnisse sein müssen, wie der Boden oder die Fütterungs- und Tränkevorrichtungen zu gestalten sind oder unter welchen Bedingungen bestimmte medizinische Eingriffe zulässig sind. Alle Vorschriften beziehen sich immer auf das Einzeltier, daher ist die Größe des Tierbestandes für den Tierschutz unerheblich. Die Einhaltung der Vorschriften wird auf europäischer und auf nationaler Ebene sowohl behördlich als auch durch freiwillige Eigenkontrolle, z.B. im Rahmen des QS-Systems, überwacht.

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Blick in die Zukunft – Initiative für mehr Tierwohl

Da alle Maßnahmen, die über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen, mit zusätzlichen Kosten verbunden sind, haben sich große Unternehmen des Lebensmittelhandels bereiterklärt, ausgewählte zusätzliche Leistungen zu finanzieren. Hieraus ist die freiwillige, wirtschaftsgetragene Initiative für mehr Tierwohlentstanden. Sie wird seit ab Januar 2015 in die Praxis umgesetzt. Interessierte Landwirte können spezielle Tierwohlkriterien aus einer Liste auswählen und in ihren Betrieben anwenden. Die Einhaltung wird durch eine neutrale Stelle streng überwacht und aus einem speziellen Fonds des Lebensmittelhandels für die Dauer von zunächst drei Jahren finanziert.

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Rentenbank

mit Unterstützung der
Landwirtschaftlichen Rentenbank

Bundesverband Rind und Schwein e.V. (BRS)
Adenauerallee 174, 53113 Bonn